5. Sonntag der österlichen Bußzeit 6. 4. 2025

Als Paulus seinen Brief an die vermutlich um 50 n. Chr. im Zuge der sogenannten zweiten Missionsreise gegründete Gemeinde in Philippi schreibt (vgl. Apg 16,11-40), befindet er sich offenbar gerade in Gefangenschaft (vgl. 1,7.13f.17), zeigt jedoch Hoffnung auf Freilassung (1,26; 2,24). Für die Gemeinde von Philippi findet er auffallend herzliche Worte, was auf ein besonders gutes Verhältnis schließen lässt.
Evangelium: Joh 8,1-11
In jener Zeit 1 ging Jesus zum Ölberg.
2 Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel.
Alles Volk kam zu ihm.
Er setzte sich und lehrte es.
3 Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau,
die beim Ehebruch ertappt worden war.
Sie stellten sie in die Mitte (…)
Bei den Akteuren des Textes treten zwei verschiedene Charaktere zutage: die aggressive Verhaltensweise (und auch Töne) der Anklagenden und die ruhige, souveräne Art Jesu:
V. 1-2: Jesus verbringt die Nacht allein auf dem Ölberg. Am nächsten Tag lehrt er wieder im Tempel. Er hat Einfluss auf die Menschen. Das ganze Volk kommt zu ihm. Er und seine Worte haben Autorität. V. 3-5: Nun kommen die Schriftgelehrten und Pharisäer, die theologisch Gebildeten. Sie stellen eine Frau, eine Ehebrecherin, in der Mitte und stellen Jesus auf die Probe: „Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du?“ (V. 5). Sie sind überzeugt, dass auf diese Frau das Gesetz des Mose anzuwenden ist. Es handelt sich um folgende Stellen: Lev 20,10, Dtn 22,22 und Dtn 17,6-7. Hier wird gleich deutlich, dass das Gesetz die Steinigung für die beiden am Ehebruch beteiligten Personen, für den Ehebrecher und die Ehebrecherin, vorsieht. So entspricht der Fall in Joh 8 nicht dem Gesetz, weil der Mann bzw. der Ehebrecher nicht vorkommt?! Ebenso fehlen auch Beweise und Zeugenaussagen, die für einen Prozess gegen die Frau nötig gewesen wären?!
Jesus reagiert nicht sofort mit einer Gegenfrage. Stattdessen sehen wir eine kleine konzentrisch aufgebaute Szene: Jesus bückt sich und schreibt mit dem Finger auf der Erde; die Ankläger der Frau bestehen darauf, dass er seine Antwort gibt. Nach seiner Antwort bückt sich Jesus erneut und schreibt auf die Erde. Es bleibt bis heute unbeantwortet und offen, was Jesus in dieser Situation auf die Erde schreibt. Was gewiss ist, ist die Symbolhandlung selbst.
„Er schrieb die Sünden der Anklagenden auf die Erde“ – so Augustinus.